Legenden sind Bilder, die das Leben eines heiligen Menschen verdeutlichen. Es kommt dabei nicht so sehr auf ihren geschichtlichen Sachverhalt an, sondern vielmehr auf die Wirklichkeit, die hinter diesen Bildern steht. Sie weisen auf Gottes Wirken an diesem Menschen und Seine liebevolle Führung hin.
Alle diese Arten von Legenden verfolgen den einen Zweck, das schwere, opfervolle und von der Liebe bestimmte Leben St. Ritas in der Verklärung und Freude des erhöhten Herrn zu wissen. … Stille Legenden sprechen in klaren Worten oft Dinge aus, die sonst kaum auszusprechen sind. (D.T. > Historie)
In Rocca Porena lebte in einer Höhle eine Einsiedlerin, gegenüber dem Scoglio, dort wo heute ein großes Kreuz über das Dorf herausragt. Die Legende erzählt: Eine Einsiedlerin sagte voraus: in Rocca Porena wird eine besondere Perle aufstrahlen. Hintergrund: Diese Vision der Einsiedlerin wurde auf Rita bezogen, da ihr Name 'Margaretha' Perle bedeutet.
Die hl. Rita war die einzige Tochter alter Eltern, die die Geburt dieses Kindes als ein gnadenhaftes Geschenk des Himmels betrachteten. Die Legende erzählt: Während Amata - Ritas Mutter - im Gebet versunken war, erschien ihr ein Engel und verkündete ihr, dass Gott ihre Bitte um ein Kind erhört hat. Sie soll dem Kind, einem Mädchen mit vielen Gnadengaben ausgezeichnet, den Namen Margaritha - Perle- geben. Hintergrund: Man entlehnte außergewöhnliche Elemente aus der Geschichte des kleinen Samuel und sogar aus der Kindheitsgeschichte Jesu: Engel hatten ihre Geburt vorausgesagt und ihren Namen im Voraus verkündet. Wie in der Bibel sollte dadurch die außerordentliche Bedeutung der Geburt dieses Kindes hervorgehoben werden.
Es gibt verschiedene Versionen der Bienen-Legende. Eine Legende (die ausführlichste) erzählt: Die Eltern pflegten die Kleine in einem Strohkörbchen mit aufs Feld zu nehmen und an einen schattigen Platz zu stellen, wo die Mutter sie während der Arbeit im Auge behalten konnte. Eines Tages verletzte sich einer der Baueren die Hand mit einer Sichel. Der Schnitt blutete stark, und der Mann wollte eilends ins Dorf laufen, um sich verbinden zu lassen. Als er an dem Körbchen mit dem Kind vorbeikam, erstarrte er vor Schreck: ein dichter Bienenschwarm umschwirrte die Kleine, die leise Laute des Entzückens von sich gab. Man hatte schon gehört, dass Kinder an Bienenstichen gestorben waren! Der Mann vergaß seine Verletzung und versuchte, mit der blutenden Hand den Schwarm zu vertreiben. Das half zwar nichts,- aber die Hand war plötzlich vollständig geheilt. Auf den erstaunten Ausruf des Mannes eilten die Eltern der Kleinen herbei. Auch sie erschraken, aber der Vater erkannte bald, dass die Bienen, die sein Kind umschwirrten, nicht den gewöhnlichen Insekten dieser Art glichen. Sie waren weiß, hatten anscheinend keinen Stachel und keine Fühler. Erstaunt und erschüttert standen die Eltern da und starrten auf das ungewöhnliche Geschehen. (aus:Hl.Rita von Cascia, Hilde Firtel) Hintergrund: Das bekannte Bienenabenteuer der hl. Rita ist ebenfalls mit geschichtlichen Dokumenten zu belegen. Wahrscheinlich hatte Zucker oder eine süße Frucht, die das Kleine aß, die Bienen angelockt, während es in der Wiege lag. Der Schrecken der Eltern lässt sich gut verstehen, als sie sahen, wie ihr Kind von einem Bienenschwarm umgeben war. Doch nichts Schlimmes war geschehen. Einzelheiten über den Vorfall sind nicht bekannt. Obwohl das sechsteilige Gemälde gleich als erstes dies zur Sprache bringt, konnte schon im Jahre 1626 nicht mehr mit dem Auge entziffert werden, was der Maler damit ausdrücken wollte. Es war da lediglich zu sehen, wie Bienen (1626 konnte man noch 5 Tierchen erkennen), im Gesichtchen saßen. Weshalb die Legende darauf abzielt, aus dem kleinen Mund des Kindes einen Bienenstock zu machen und die Tiere da ein- und ausfliegen zu lassen, liegt wohl im Motiv der Heiligengeschichte selbst. Vielleicht ein Hinweis auf die Reinheit der Worte Ritas. Aus der einfachen Begebenheit war eine wuchernde Legende angewachsen und die Advokaten des Prozesses 1626 beschnitten die blumenreiche Ausdeutung auf den geschichtlichen Kern zurück. So stehen Antonio und Amata auf dem sechsteiligen Gemälde neben der Wiege und starren entsetzt auf die Bienen im kleinen Gesicht. In der Legende hingegen ist überhaupt keine Rede von den Eltern. Es ist verständlich, dass der Schrecken für die Eltern unvergesslich blieb. Auch in Cascia selbst vererbte sich ein solch ungewöhnliches Ereignis weiter, zumal es ja bei einer berühmt gewordenen Frau gewesen ist. In der Folge wurden die Bienen gewissermaßen als Attribut in das Wappen Ritas aufgenommen. Heute noch lebt eine ungewöhnliche Bienenart in den Mauern von St. Rita in Cascia. In der wissenschaftlichen Klassifikation werden sie als Mauerbienen eingestuft (Osmia). Seit dem 17. Jahrhundert sind sie in kleinen Mauerlöchern des Klosters zu sehen. Die Legende war versucht, diese beiden Erscheinungen, die des Kindes und die in der Mauer, miteinander zu verbinden. Jedoch sind es zwei völlig verschiedene geschichtliche Dinge: Eines interessiert die Biographie der Heiligen, das andere sollte der Untersuchung durch ein wissenschaftliches Institut wert sein. Dass diese beiden Bienenkategorien im Hause Ritas anzutreffen sind, ist eine überraschende, man möchte sagen humorvolle Fügung der göttlichen Vorsehung. Wenn schon Rita die Bienen im Wappen trägt, dann können sie sich gewiss in ihren Mauern auch wohl fühlen.
Die Legende erzählt: Rita hatte ihr Zimmer unterm Dach des Hauses. Im Gewölbe war ein Loch, durch das Engel zu jeder Zeit ein und aus gingen. Hintergrund: Die Erzählung will darauf hinweisen wie Rita bereits als Kind und Jugendliche einen regen, natürlichen Umgang mit der "geistigen" - für uns nicht sichtbaren - Welt pflegte. Und, dass Gott seine Engel ihr schickte, um sie zu behüten und zu führen auf ihrem Lebensweg. Zeichen der Hoffnung im Vertrauen auf Gottes liebende, allgegenwärtige Nähe und Fürsorge.
Die Legende erzählt: Rita saß mit Bona, ihrer Freundin, in ihrem Gärtchen. Bona flocht aus Myrtenzweigen den Brautkranz für Rita. Rita ging zu einem Rosenstock und brach einige Knospen ab. Sie gab Bona die Rosen, die sie mit in den Kranz einflechten sollte, was sie auch tat. 'Dornen im Brautkranz' das konnte sie zwar nicht verstehen, aber sie wollte Rita den Wunsch nicht abschlagen. Hintergrund: Vielleicht wollten die Erzähler dieser Legende auf ihre dornenreiche Ehe hinweisen oder auch auf die Tatsache, dass sich Rita zu dieser Ehe durchgerungen hatte und ganz bewusst 'Ja' sagte zu dem Opfer, das sie damit brachte: nämlich auf ein Leben im Kloster, was ihr sehnlichster Wunsch war.
Nach den ersten Biographen waren Ritas Eltern als Friedensstifter bekannt. Die Legende: Aufgrund der außergewöhnlichen Tätigkeit als Friedensstifter gab die Bevölkerung den Lottis den außergewöhnlichen Titel "Friedensstifter Jesu Christi". Hintergrund: Die außerordentliche Betonung dieses Titels scheint verdächtig, denn zur Zeit der hl. Rita war ein Friedensstifter eine nicht ungewöhnliche Gestalt im Leben Cascias.
Rita verbrachte als Frau und Mutter viele Jahre in Roccaporena. Dieser Ort besteht aus einem ganz engen Tälchen, das eher einer Schlucht gleicht. In der Mitte derselben steht der pfeilgerade, steile Fels, die Flinte, Schioppo bzw. Scoglio genannt. Aus guter Quelle ist es bekannt, dass auch Rita dem Drang nicht widerstehen konnte, dort oben zu beten. Die Legende erzählt: Die drei Lieblingsheiligen, der hl.Augustinus, Johannes der Täufer und der hl.Nikolaus von Tolentin luden Rita auf den Flintenfelsen ein, um sie von dort aus in das Kloster von St. Maria Magdalena zu geleiten, das ihr bis dahin unerbittlich verschlossen gewesen war. Die Schwestern fanden sie frühmorgens im Klostergang, innerhalb der Klostermauern, bei verschlossenen Türen. Nach der Legende war es am Fest 'Maria Himmelfahrt'. Hintergrund: Auch heute kann die Entstehung der Legende um den Flintenfelsen ganz klar verfolgt werden. Auf dem sechsteiligen Gemälde war es den Analphabeten ohne große Anstrengung möglich, diese Geschichte zu verfolgen. Auf dem 2. Teilbild steht Rita an der Klostertüre, neben ihr die drei heiligen Patrone. Auf dem 3. Teilbild kniet Rita bei ihrer Einkleidung vor der Äbtissin. Dabei sind ihre Mitschwestern und wiederum die drei Schutzheiligen zu sehen. Also, so kombinierte das Volk, muss sie von diesen Dreien ins Kloster gebracht worden sein. Wer des Lesens kundig war, sah die Zusammenhänge allerdings klarer. Unter dem 2. Teilbild steht nämlich, wie die drei heiligen Personen Rita erschienen in einer Vision, damit sie Nonne würde.
Die Legende erzählt: Die Äbtissin gab Rita den Auftrag einen dürren Weinstock an der Klostermauer zu gießen, um Gehorsam zu üben. Der Weinstock trieb wieder aus. Hintergrund: Auf dem eben erwähnten 2. Teilbild des sechsteiligen Gemälde steht Rita an der Klosterpforte neben einem Baume. Die Beschriftung gibt uns keine Erklärung über die Bedeutung desselben. Aber es existiert ein tausendjähriges Motiv der Hagiographie (Erforschung von Heiligenleben): Wie ein junger Mönch den tauben Stock in den Wüstensand steckt, ihn im Gehorsam mit Wasser begießt und er dadurch zu neuem Leben erweckt wird. Will unser 2. Bild auf dieses Motiv anspielen; oder ist es eine Beziehung zu der Pflanze Ritas, die sie selbst im Gehorsam zum Leben erweckt haben soll? Durch Jahrhunderte hin-durch wurde im Klosterhof von Cascia ein solches Gewächs gezeigt. Zuerst namenlos, dann mit der Bezeichnung eines Pflaumenbaumes, bis es seit 200 Jahren als Weinstock in den Ausdruck der Legende einging. Heute noch steht die Pflanze im stillen Eckchen des Klosterhofes neben dem Choreingang. Der Weinstock gehört nun einmal zum historischen Vermächtnis Ritas, wie die Turteltauben Assisis mit dem hl. Franz in Verbindung gebracht werden. Es ist kaum anzunehmen, dass der Weinstock der hl. Rita einmal Pflaumen trug. Aber den geheimnisvollen Blütenkelch dieser Legenden zu entblättern, wäre nichts anderes, als die Turteltauben aus dem Nest in Assisi zu vertreiben. Jedenfalls kann sich die einfache Pflanze in Cascia rühmen, zur Belehrung aller und auch der Mitschwestern das Andenken an einen heroischen Gehorsam verkörpert zu haben. Durch dieses Klosterhöfchen also ist Rita wer weiß wie vielmal gegangen, auch der Brunnen stammt noch aus ihrer Zeit.
Die Rosen-Legende erzählt: Rita bat Bona, ihre Freundin, kurz vor ihrem Tode, aus ihrem Gärtchen in Rocca Porena eine blühende Rose mitzubringen. Der Wunsch schien für Bona unglaubwürdig; denn wie konnte in der kalten Jahreszeit schon an Rosen gedacht werden! Und außerdem hatte sie völlig auf diesen Wunsch vergessen. Bei einem erneuten Besuch der kranken Rita fiel ihr beim Verlassen des Dörfchens plötzlich noch der Auftrag ein; und, o Wunder, da blühte eine Rose in schönster Pracht! Voller Freude brachte sie die Blume nach Cascia. Für Rita war das Geschenk keine Überraschung; denn sie war überzeugt, dass Gott ihr diesen Gruß seiner Liebe sandte. Sie freute sich über den kostbaren Duft und die vollendete Schönheit der Rose. Der Rosenstock wurde (nach der Legende) nach dem Tod Ritas im Rosengärtchen ausgegraben und im Klostergarten von Cascia eingepflanzt. Die Hecken, die heute noch zu sehen sind, sollen vom ursprünglichen Rosenstock stammen. Hintergrund: Die Rose ist Symbol für Ritas Leben geworden, für ihren Glauben, ihre Hoffnung und ihre Liebe. Trotz - oder gerade wegen? - vieler 'Dornen', die ihr auf ihrem Lebensweg begegnet sind, ist die 'Blüte ihres Daseins' mit einem 'herrlichen Duft bis in unsere Zeit aufgegangen'. Die Feigen-Legende erzählt: Ebenfalls im tiefen Winter wünschte sich Rita von Bona zwei Feigen vom Baum in ihrem Garten. Auch diese fanden sich. Hintergrund: Gott erfüllte die Bitte der hl.Rita, um ihr ein sichtbares Zeichen seiner Liebe und Nähe zu schenken. Ihrem Beispiel folgend, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott sich uns liebevoll zuwendet (durch Zeichen, Begegnungen,... ), wenn wir ihm vertrauen.
Noch eine andere Legende ist mit dem Tode Ritas verknüpft. Die Legende erzählt: In der Nacht des 22. Mai 1457 läuteten die Glocken spontan wie zur Einladung zu einem großen Feste. Das Freudengeläute kündete an, dass Rita ihrem auferstandenen Herrn entgegengegangen war. Nach der Legende kam es vom Himmel, ohne menschliches Zutun. Zuerst läutete eine der Klosterglocken, dann setzten alle Glocken Cascias mit ein. Hintergrund: Das spontane Glockenläuten kündete den Heimgang der heiligen Frau an. Noch Jahrhunderte später (noch Ende des 19. Jhd.) wurde in Cascia zur Mitternacht und um 4 Uhr morgens geläutet, - ein Überbleibsel jener Zeit, in der die Uhr noch nicht erfunden war.
Chicco Barbaro, der Tischler und sein Lehrling, die den Pappelsarg Ritas herstellten und dabei ihre Wundermacht erfahren durften. Die Legende erzählt: Die Legende führte Chicco in die Klosterkirche, in der er die Heilige ohne Sarg aufgebahrt findet. Er erklärt sich bereit, ihr einen Sarg anzufertigen, wenn die Heilige ihm seinen lahmen Arm heilen würde. Hintergrund: Man sieht, wie die Legende sich die sozialen Verhältnisse Ritas ebenfalls naiv vorstellte. Der Pappelsarg Chiccos ist heute noch erhalten. Zusammen mit dem Prunk-Sarg, der bis zum Jahre 1745 den heiligen Leichnam barg, stehen heute beide in Ritas kleiner Klosterzelle. Autoritäten des Vatikan-Museums meinen, dass Chicco beim Tode zugegen war und auch gleich das Maß für den Sarg nahm. (Sargmaße: 158 cm lang, innere Höhe 30 cm, am Kopfende 40,5 cm, in der Mitte 37 cm, am Fußende 35 cm).
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